Eine Zusammenarbeit zwischen nonsin. und dem Weingut Freiherr von und zu Franckenstein aus Offenburg.
„Wie kommt man eigentlich darauf, einen alkoholfreien Wein in einer Weinregion zu entwickeln?“ Die Antwort darauf ist einfacher, als man denkt, und immer dieselbe - aber fangen wir von vorne an:
Der Anfang: Wie alles begann
An einem gewöhnlichen, nass grauen Novembertag, hatte ich diesen einen Termin. Ich musste mich in einem Interview für eine Redaktion beweisen und viele Fragen beantworten. Das Ziel für diesen Termin war mir klar: Ich wollte die alkoholfreie Branche und mein Unternehmen vorstellen. Dabei musste ich den Redakteuren vermitteln, dass Alkoholfrei – lecker ist und richtig Spaß machen kann im Glas.
Und am Schluss diese eine Frage: „Und wieso haben Sie kein Produkt aus der Ortenau im Sortiment?“ Die Frage, die mich seither nicht mehr los lässt und antreibt.
Meine Erklärung war wie immer, dass unsere Heimat noch etwas Zeit braucht, da die Entwicklung hier erst ins Rollen kommt.
„Dann würden wir uns bald über eine sehr gute alkoholfreie Alternative freuen.“ Ich stockte. Mir gingen viele Gedanken durch den Kopf und irgendwie wurde mir klar: Es ist an der Zeit, die Initiative zu ergreifen. Ich hatte das Gefühl, dass jetzt der richtige Moment gekommen war, um den Stein ins Rollen zu bringen.
Ein neuer Weg für die Weinregion Ortenau
In einer Weinregion wie der Ortenau, mit ihren vielen ausgezeichneten Weinen, gibt es Raum für gute alkoholfreie Alternativen. Der Trend hin zu weniger Alkohol ist spürbar- ob auf Festen, bei geselligen Zusammenkünften oder einfach im Alltag. Ein alkoholfreier Wein benötigt einen hochwertigen Ausgangswein. Nur wenn die Basis stimmt, kann das Endprodukt überzeugen.Daher gibt es bei uns in der Ortenau viel Potenzial für alkoholfreie Alternativen - nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu den bestehenden Angeboten. Für Winzer bietet dies nicht nur eine neue Möglichkeit, sich zu präsentieren, sondern auch die Reichweite zu erhöhen.
Der Funke der Inspiration
Ich durchstöberte mein Telefonbuch und das Internet. Mein Bauchgefühl sagte mir, wen ich ansprechen sollte: das Weingut Freiherr von und zu Franckenstein in Offenburg. Ein Weingut, das für hochwertige, handgemachte Weine bekannt ist.
Stefan Huschle, der das Weingut seit 2008 leitet, ist ein großartiger Weinmacher, der Spitzenweine hervorbringt. Ich bewunderte seine Leidenschaft und seine Hingabe für das, was er tut.
Das Weingut Freiherr von und zu Franckenstein: Tradition trifft Innovation
Das Weingut Freiherr von und zu Franckenstein ist nicht nur in der Region, sondern auch über seine Grenzen hinaus bekannt. Es gehört zu den VDP-Weingütern, einer Vereinigung, die sich für höchste Qualität und Tradition im deutschen Weinbau einsetzt. Diese Anerkennung steht für eine besondere Verpflichtung zur Exzellenz, die Stefan und sein Team in jeder Flasche zum Ausdruck bringen. Ab 2024 wird das Weingut außerdem bio-zertifiziert sein, was Stefans Philosophie des nachhaltigen Weinbaus unterstreicht und zeigt, dass hier nicht nur Weine, sondern auch die Natur im Fokus stehen.
Unser Weg
Somit nahm ich mein Telefon in die Hand und rief - überraschend nervös - an. Stefans Überraschung, mich am Telefon zu haben, war ebenso spürbar. Wir plauderten kurz, und danach fiel ich mit der Tür ins Haus. Ich erzählte ihm über mein Start-up nonsin. und die Marktentwicklung alkoholfreier und entalkoholisierter Alternativen und meiner Idee:
Ein alkoholfreies Produkt, entwickelt in der Ortenau, der in puncto Geschmack mit seinen alkoholhaltigen Pendants gleichgestellt ist. Stefan war sofort interessiert, und ich spürte das es auch bei ihm im Kopf zu rattern begann.
Am nächsten Montag schwangen mein Mann und ich uns auf unsere Fahrräder. Die Luft war kühl, aber ich spürte eine Wärme in mir, eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude. Im Rucksack eine kleine Präsentation und ein paar Probeflaschen – nicht viel, aber genug, um unsere Idee zu vermitteln.
Als wir bei Stefan ankamen, wurden wir mit offenen Armen empfangen. Die Atmosphäre war familiär, und es fühlte sich an, als würde ich mit alten Freunden zusammensitzen. Mit Stefans Partnerin Stefanie, die studierte Getränketechnologin ist, diskutierten wir über Inhaltsstoffe und die Herausforderungen der alkoholfreien Produktion.
Wir waren uns einig und hatten große Lust, gemeinsam etwas Neues zu kreieren und uns gemeinsam auf diese spannende Reise ins Neuland zu begeben.
Nach kurzer Bedenkzeit kam der Anruf von Stefan:"Wir starten das Projekt gemeinsam."
Die Reise zu FREIGUT
Das Projekt war schnell formuliert: Ein leckerer weißer entalkoholisierter Wein, außerdem ein Sparkling, der nicht in der Süße dominieren soll. Die Säure sollte Stefans Handschrift tragen, aber dennoch für jeden leicht zugänglich sein. Die Frucht sollte am Gaumen sprechen und animieren, den nächsten Schluck zu nehmen.
Der alkoholhaltige Wein aus seinem Keller war schnell gefunden und unser Plan geschmiedet. Mit Stefan als Partner wusste ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Dann, an einem Donnerstag im Juli, war es soweit. Früh am Morgen saßen Stefan und ich in einem kleinen LKW, beladen mit 2.000 Liter Wein, und fuhren quer durch Baden-Württemberg. Mit einem Plan und viel Aufregung im Bauch verging die Fahrt schnell. Denn eins habe ich schnell gelernt: Mit Stefan wird es nie langweilig. Wir haben immer gute Gespräche und viel zu lachen. Angekommen, wurde der Wein abgeladen und wir verfolgten jeden Schritt der Entalkoholisierung. Der erste Schluck danach - überrascht sahen wir uns an - dieses Mal ohne Worte. Uns wurde schnell klar, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Ein magischer Moment. Also wieder in den LKW und ab auf die Autobahn. Stefan am Steuer und ich mit meinem Mittagessen nebenan kurven wir Richtung Nahe, um dort den entalkoholisierten Wein abzugeben, um ihn in die Flasche zu bringen.
Nach einem langen Tag - wieder zu Hause angekommen - waren wir nicht ermüdet und verkosteten das Produkt nochmals. Fest stand: Die nächsten Tage wird es spannend!
Die perfekte Rezeptur
Jeder Bäcker, Metzger und auch Koch arbeitet mit einem Rezept. Und wir? Wir standen mit unserem Produkt da, voller Euphorie, aber mit dem klaren Ziel, unsere Idee in die Flasche – und damit ins Glas – zu bringen. Die Gläser häuften sich am Tisch und wir begannen, unser eigenes Rezept zu schreiben. Überraschenderweise hatten wir es nach kurzer Zeit geschafft. Ein Schluck, und die Blicke aller Beteiligten sagten: Das wird unser Rezept. Das wird unser alkoholfreier Wein. Wir verkosteten noch einige Tage, um sicher zu sein, dass er wirklich vollendet war.
Das Rezept war geschaffen und FREIGUT war somit geboren: FREIGUT Cuvée Weißwein und FREIGUT Sparkling.
FREIGUT symbolisiert die Freiheit des Weinguts, die Freiheit vom Alkohol, und die Freiheit, die wir alle in jedem Schluck spüren können. Das Logo, liebevoll von Steffi von "Raum8" ausgearbeitet, zeigt Vögel – die „Promillievögel“, wie Stefan und ich sie liebevoll nennen – die am Himmel fliegen und jeden Luftzug spüren. Sie stehen für die Freiheit und Leichtigkeit, die unser Produkt verkörpert.
Am 2. August 2024 war es soweit: FREIGUT wurde zum ersten Mal an die Besucher vom WEINGUT-Wald ausgeschenkt. Die Rückmeldungen waren überwältigend – ein Produkt, das in seiner ausgewogenen Säure und Fruchtigkeit überzeugt und nicht zu süß schmeckt. Uns war es gelungen, ein gleichwertiges Produkt ohne Alkohol herzustellen. Stefan und ich feierten an diesem Abend nicht nur den Start unseres Produkts, sondern auch einen neuen Abschnitt auf seinem Weingut.
Seitdem schenken wir FREIGUT gemeinsam in der Region aus und konnten bereits viele Menschen davon überzeugen.
Fazit: Ein Herzensprojekt
Wenn ich heute auf die Entstehungsgeschichte von FREIGUT zurückblicke, erfüllt es mich mit Stolz. Ich bin fest davon überzeugt, dass alkoholfreie Weine nicht nur eine Alternative sind, sondern auch einen wunderbaren Genuss bereiten. Doch all das wäre ohne die Unterstützung von Stefan und seiner Familie nicht möglich gewesen. Stefan hat mich nicht nur mit seiner Expertise, sondern auch mit seiner Leidenschaft für den Weinbau inspiriert. Er war nicht nur ein Partner in diesem Projekt, sondern wurde auch ein echter Freund. Seine Geduld, seine Offenheit und seine Bereitschaft, Neues auszuprobieren, haben maßgeblich dazu beigetragen, dass FREIGUT zu dem wurde, was es heute ist und noch werden kann.
Auch Stefanie hat mit ihrem Wissen und ihrer Unterstützung einen großen Teil zu unserem Erfolg beigetragen. Ihre Liebe zum Detail und ihr Gespür für die Feinheiten der Getränketechnologie waren entscheidend, um die Rezeptur zu perfektionieren. Ich bin dankbar für die vielen Abende, die wir gemeinsam verbracht haben, um unser Produkt zu verkosten, zu diskutieren und weiterzuentwickeln.
Und nicht zuletzt möchte ich auch der gesamten Familie Huschle danken, die uns während dieses gesamten Prozesses unterstützt hat. Sie haben uns nicht nur mit offenen Armen empfangen, sondern uns das Gefühl gegeben, Teil ihrer Familie zu sein.
Ich blicke mit großer Freude und einem Lächeln in die Zukunft und freue mich darauf, FREIGUT alkoholfrei weiter nach vorne zu bringen – in die Regale, auf die Weinkarten und vor allem in die Herzen der Menschen.
Aber zu guter Letzt bleibt noch die Frage offen, wie ich darauf komme, in der Weinregion Ortenau alkoholfreie Produkte zu kreieren. Ich sehe das nicht als mutig oder verrückt an, sondern als Ergänzung und als positiven Gewinn. Alkoholfreie und entalkoholisierte Produkte spalten nicht die Gesellschaft bei Festlichkeiten, sondern führen sie zusammen. Denn jeder hat etwas Leckeres und Hochwertiges im Glas. Und am Ende sieht keiner, ob jemand Alkohol trinkt oder nicht. Wir alle halten ein hochwertiges Getränk in die Höhe und stoßen gemeinsam an.
Viel Gluck Gluck
Eure Miriam